Gütesiegel
Gütesiegel sollen Menschen Sicherheit beim Kauf von Waren und Produkten bieten. Doch leider gibt es auch einige schwarze Schafe.
Wozu gibt es Gütesiegel?
Gütesiegel gewinnen an Bedeutung, da immer mehr Verbraucher*innen Wert auf nachhaltige Produkte legen. Sie dienen als Orientierungshilfe und geben Auskunft darüber, welche Produkte unter welchen Bedingungen hergestellt wurden. Allerdings gibt es mittlerweile eine Fülle von verschiedenen Gütesiegeln, die mitunter sehr ähnlich sind und Verwirrung stiften können. Es ist wichtig zu beachten, dass ein nachhaltiges Gütesiegel nicht zwangsläufig bedeutet, dass das Produkt perfekt ist. Es kann immer noch Probleme geben, wie beispielsweise den Einsatz von umweltschädlichen Verpackungen, den Transport über große Entfernungen oder eine unvollständige Kontrolle der sozialen Kriterien innerhalb der Lieferkette.
Bekannte Gütesiegel
Nachfolgend findest du einige Beispiele für bekannte Gütesiegel. Bitte beachte: Die Bekanntheit sagt noch nichts über die Qualität aus. Auch diese Gütesiegel werden oft von verschiedenen Seiten aus unterschiedlichen Gründen kritisiert.
Fairtrade
Fairtrade ist wohl eines der bekanntesten Gütesiegel, das sich für gerechte Arbeitsbedingungen und Löhne einsetzt. Es wird vor allem für Lebensmittel und Kleidung vergeben, die unter fairen Bedingungen hergestellt wurden. Das Gütesiegel garantiert, dass die Produzent*innen einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten und dass soziale und ökologische Standards eingehalten werden.
GOTS
Das Global Organic Textile Standard (GOTS) ist ein Gütesiegel für ökologische Textilien. Es garantiert, dass bei der Herstellung der Textilien strenge ökologische und soziale Kriterien eingehalten werden. So dürfen beispielsweise keine schädlichen Chemikalien eingesetzt werden und es müssen faire Arbeitsbedingungen herrschen.
MSC
Das Marine Stewardship Council (MSC) setzt sich für eine nachhaltige Fischerei ein. Produkte mit dem MSC-Siegel stammen aus Fischereien, die nachhaltig bewirtschaftet werden. Laut der Organisation werden nur so viele Fische gefangen, wie der Bestand verkraften kann. Das Siegel stand jedoch immer wieder in Kritik, wie du in unserem Beitrag über Seaspiracy lesen kannst.
Probleme der Gütelsiegel
In der Praxis bringen Gütesiegel einige Probleme mit sich. Hier ist vor allem die mangelnde Transparenz und die leichtfertige Vergabe zu nennen. Ein weiteres Problem ist die Tatsache, dass die Standards und Kriterien nicht immer einheitlich sind. Es kann daher schwierig sein, Produkte miteinander zu vergleichen. Zudem gibt es auch keine einheitliche Definition für den Begriff nachhaltig, was zu Unsicherheit und Verwirrung bei Verbrauchern führen kann. Greenwashing ist dadurch Tür und Tor geöffnet. Schließlich gibt es auch die Frage nach der Durchsetzung der Kriterien, die von den Gütesiegeln festgelegt werden. Es gibt keine Garantie dafür, dass alle Hersteller auch tatsächlich die festgelegten Standards einhalten. Daher ist es wichtig, dass es regelmäßige Kontrollen und wirksame Sanktionen gibt. Im folgenden präsentieren wir zwei Negativbeispiele, die kürzlich in den Medien präsent waren.
Beispiel FSC
Das Forest Stewardship Council (FSC) ist eine internationale Non-Profit Organisation, die 1993 gegründet wurde und ihren Sitz in Bonn hat. Die Organisation ist nicht als gemeinnützig anerkannt und erwirtschaftet mit Lizenzeinnahmen und dem FSC Siegel Millionenbeträge. FSC setzt sich für eine nachhaltige Forstwirtschaft unter Berücksichtigung der ökonomischen, ökologischen und sozialen Faktoren ein. Doch in letzter Zeit wurden immer wieder Skandale aufgedeckt. So wurden Zertifikate aufgrund wirtschaftlicher Interessen leichtfertig vergeben und geschützte Wälder abgeholzt. Zahlreiche Medien wie unter anderem Kleine Zeitung, Standard und Tagesschau haben über die Missstände berichtet.
Beispiel AMA
Ein weiteres bekanntes Beispiel für nicht eingehaltene Standards ist die Agrarmarkt Austria (AMA), eine österreichische Körperschaft öffentlichen Rechts. In einigen zertifizierten Betrieben herrschen haarstäubende Zustände. Hühner werden einfach überfahren oder von Mitarbeitern totgetreten. Das ist der wahre Preis des Billighuhns.
Umweltschutzorganisationen kritisieren, dass das Gütesiegel nach sehr schwachen Kriterien vergeben wird. Das Wirtschaftsmagazin Eco hat das in der Ausgabe vom 9. März 2023 auf eindrucksvolle Weise dargelegt. Passanten wurden gefragt, wie viel Quadratmeter sie einer Kuh für eine artgerechte Haltung geben würden. Die meisten Antworten bewegten sich in der Größenordnung von 30 Quadratmetern pro Tier. Die Wirklichkeit sieht natürlich anders aus. Um das AMA-Gütesiegel zu erhalten, muss ein 700kg schweres Rind gerade einmal 3 (!) Quadratmeter Platz haben. Beim AMA-Gütesiegel für mehr Tierwohl sind es mit 4.2 (!) Quadratmetern kaum mehr. Der steirische Rinderbauer Siegfried Salchenegger sieht darin eine Irreführung der Konsument*innen. Zudem garantiert das AMA-Gütesiegel nicht für gentechnikfreie Fütterung, Auslauf der Tiere oder Bio-Standards.
Die Realität: Wie im oberen Bild zu sehen, sind die Rinder eng zusammen getrieben. Solche Bedingungen der Haltung reichen für das AMA-Gütesiegel für mehr Tierwohl aus.
Der Schein: In lyrischen Werbespots suggeriert die AMA eine heile Welt mit viel Auslauf und glücklichen Kühen.
Zusammenfassung
Damit Gütesiegel ihrem Namen gerecht werden, ist ein Einsatz auf mehreren Ebenen notwendig. Bei Business-to-Business (B2B) Gütesiegeln sind in erster Linie Regierungen gefordert, um sich für stärkere Regulierungen einzusetzen. Im Bereich der Endkunden sind neben Sanktionen gegen Greenwashing die Sensibilisierung und Aufmerksamkeit wichtig, um die Siegel kritisch zu hinterfragen. Denn mit jedem Kauf gibt man gleichzeitig auch einen Produktionsauftrag ab und schafft dadurch Bedarf. Gehen wir mit dieser Stimme in Zukunft sorgsam um.
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