Roller Derby: Ein Sport für mehr Diversität
Wieso unterstützt eine Öko-Druckerei das Team von St. Pauli Roller Derby? Wir fragen Kevin Riemer-Schadendorf von der UmweltDruckerei!
Worum handelt es sich beim Roller Derby?
Die Regeln sind nicht ganz so leicht zu erklären, aber ich versuche es in aller Kürze. Roller Derby ist ein Vollkontaktsport auf Rollschuhen. Zwei Teams aus jeweils fünf Personen treten gegeneinander an. Auf einem ovalen Track sammelt die angreifende Jammer*in Punkte, in dem sie versucht, das gegnerische Team zu überrunden. Das Ziel der Blocker*innen wiederum ist es, dies zu verhindern. Es ist ein harter, aber fairer Sport, der von Taktik, Teamgeist und jeder Menge Begeisterung getragen wird.
dieUmweltDruckerei ist Trikot-Sponsorin von St. Pauli Roller Derby.
Ganz genau. Die Trikots müssen jedoch nicht nur funktional, sondern auch nachhaltig sein. Das heißt ökologisch und fair produziert werden. Nachhaltigkeit ist beiden Seiten extrem wichtig.
Die Textilwirtschaft, insbesondere Fast Fashion, hat generell jedoch einen hohen ökosozialen Preis. Um nur einige Probleme zu nennen: Teils herrschen miserable Arbeitsbedingungen in den Herstellerländern. Die verarbeitete Baumwolle hat einen enorm hohen Wasserverbrauch. Beim Anbau kommen zudem jede Menge Pestizide und Insektizide zum Einsatz. Die eingesetzten Farben und Chemikalien belasten das Abwasser. Es wird leider allzu häufig ungeklärt in die Flüsse und Meere abgeleitet oder gelangt ins Grundwasser. Die Wertschöpfungskette eines Textilproduktes spannt sich häufig einmal um unseren Planeten: die damit einhergehende CO2-Bilanz ist somit katastrophal. Billig und massenhaft verwendete synthetische Fasern verursachen zudem beim Waschen Mikroplastik.
Auf der Suche nach einem nachhaltigen Hersteller für Sportbekleidung sind wir auf Reset Sports gestoßen, die ihren Sitz in Hamburg haben. Sie produzieren in Italien und unterliegen somit dem EU-Arbeitsrecht. Sie setzen auf zertifiziert nachhaltige Materialien und Recycling sowie auf kurze Transportwege, um den ökologischen Fußabdruck der Produkte so gering wie möglich zu halten.
In eurem Blog-Artikel übers Roller Derby sprecht ihr von Botschafter*innen der Toleranz. Was hat es damit auf sich?
Die Roller Derby-Kultur ist ziemlich divers, nachhaltig und versteht sich als queer. Hier wird die LGBTQIA+ Bewegung nicht nur toleriert, sondern gelebt und gefördert. In diesem Sinne stehen sie zum einen geschlossen gegen Xenophobie (Anm.: Fremdenfeindlichkeit) und Sexismus ein. Zum anderen setzen sie bewusst einen Gegenentwurf zu gängigen Geschlechterbildern und Schönheitsidealen. Das bringt der Sport schon per se mit sich. Es gibt zum Beispiel nicht die perfekte Figur für die Athlet*innen. Jedes individuelle Körpermaß hat einen Vorteil. Quirlig und schnell ist genauso wichtig wie kräftig und robust. Grundsätzlich sollten Mitspieler*innen jedoch kein Kind von Traurigkeit sein. Derby Kisses (Blaue Flecken) gehören einfach dazu.
Ist dieser Spirit für dich persönlich auch das Besondere am Roller Derby?
Für mich ist Roller Derby relativ neu. Ich selbst vergleiche diese Sportkultur gerne mit meinen Fußballerfahrungen. Jahrelang habe ich Fußball gespielt und im Fernsehen angeschaut, doch ich entferne mich immer weiter davon. Inzwischen ist es traurigerweise nichts Besonderes mehr, wenn Spieler für 100 Millionen Euro den Verein wechseln. Ein globaler Aufschrei oder gar Boykott blieb aus, obwohl eine Weltmeisterschaft in der Wüste in klimatisierten Stadien ausgetragen wurde, die Arbeitsmigrant*innen unter menschenunwürdigen Verhältnissen gebaut haben. Das ist schlicht das Gegenteil von Nachhaltigkeit und hat mit ehrlichem Sport nichts mehr zu tun.
Die Bouts (Spiele) beim Roller Derby hingegen zeichnen sich trotz aller spielerischen Härte durch ein erstaunliches Maß an Fairness aus. Anders als beim Fußball gibt es keinerlei körperliche oder verbale Gewalt, weder auf den Rängen noch auf dem Feld. Homophobe oder rassistische Beleidigungen wird man hier niemals hören. Rutscht eine Jammer*in beispielsweise durch einen harten Block einmal quer durch die Halle, dann wird ihr von der Gegnerin sofort wieder aufgeholfen. Keine Rudelbildung wie beim Fußball, kein Gepöbel beim Schiedsrichter oder gar Handgreiflichkeiten. Stattdessen bieten die Teams sich nach dem Bout gegenseitig private Übernachtungsmöglichkeiten an und gehen häufig gemeinsam abends feiern. Daran darf sich der Männerfußball durchaus mal ein Vorbild nehmen.
Wo können Interessierte mehr erfahren?
Am Besten auf der Website von dieUmweltDruckerei und in dem Blog Artikel der Botschafter*innen der Toleranz. Wer mehr über das St. Pauli Roller Derby erfahren möchte, wird hier fündig.
Lieber Kevin, danke für die spannenden Einblicke! Hat dir unser Beitrag gefallen? Melde dich für unseren Newsletter an, um nichts zu verpassen.
Keine Kommentare