Neom: Das Projekt der Superlative
Neom ist ein riesiges Siedlungsprojekt der Regierung von Saudi-Arabien. Es soll neue Maßstäbe setzen. Doch es sorgt auch für Kritik.
Hintergrund
Neom ist eine Wortkreuzung aus den Begriffen neo (altgriechisch für neu) und dem ersten Buchstaben des Wortes mustaqbal (arabisch für Zukunft). Damit soll die innovative und futuristische Gestaltung zum Ausdruck gebracht werden.
Neom wurde von der saudi-arabischen Regierung ins Leben gerufen. Die Siedlung befindet sich im Nord-Westen des Landes und umfasst eine Fläche von 26.500 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das entspricht der 64-fachen Fläche Wiens oder etwas weniger als der Fläche Belgiens. Das gigantische Projekt mit einer geschätzten Investition von über 500 Milliarden US-Dollar wird vom saudischen Staatsfonds sowie der weltweit größten Erdölgesellschaft Saudi Aramco finanziert. Neom soll nicht nur Wohlstand schaffen, sondern auch Vorreiter in den Bereichen Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden.
Bestandteile der Siedlung
Kernstück des Projekts ist The Line, eine 170 Kilometer lange Stadt in Form eines Bandes. Sie soll Platz für über 1 Million Menschen bieten. Die Form wurde unter anderem deshalb gewählt, um den öffentlichen Transport durch eine schnelle U-Bahn zu ermöglichen. Von einem Ende bis zum anderen Ende soll die Fahrt nur 20 Minuten dauern. Oxagon ist der Name eines teilweise schwimmenden Industriekomplexes. Ebenfalls soll mit Sindalah ein Luxusresort entstehen. Mit Trojena ist zudem ein Winter- und Bergsport Resort in Planung. Neben diesen Bauvorhaben soll umliegendes Land in 6.500 Hektar große Flächen für den Anbau von gentechnisch veränderten Nutzpflanzen verwendet werden.
Nachhaltiger Vorreiter
Die Siedlung soll ihren Energiebedarf zu 100% aus den erneuerbaren Energien in Form von Wind- und Solarkraft decken. Dadurch soll die Wirtschaft Saudi-Arabiens diversifiziert und unabhängiger von Öl werden. Prozesse sollen soweit wie möglich standardisiert und von Robotern durchgeführt werden.
Neom soll eine eigene Wirtschaftszone sowie ein eigenes Rechts- und Steuersystem erhalten, dabei aber politische nicht souverän sein. Das Rechtssystem sieht vor, das die ansonsten in Saudi-Arabien geltende Scharia nicht zur Anwendung kommt. Die Investoren sollen bei der Gestaltung ein Mitspracherecht haben.
Kritik am Projekt
Neben diesen innovativen Ansätzen steht das Projekt in der Kritik. Zum einen werden dafür gigantische Ressourcen benötigt. Zum anderen steht das Land aufgrund der Menschenrechte in der Kritik. Für den Bau von Neom werden 20.000 Beduinen zwangsweise umgesiedelt, es soll dabei auch zu Verhaftungen gekommen sein. Abdulrahim al-Howeiti hat in einer Videobotschaft vor dem Verkauf des eigenen Landes gewarnt. Kurze Zeit später wurde er tot aufgefunden. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Führung des Projekts. Laut einem Bericht des Wall Street Journal komme es zu Erniedrigung und Diskriminierung am Arbeitsplatz. Experten warnen, die Bewohner der Siedlung würden durch digitale Überwachung ausspioniert werden.
Abschließende Worte
Obwohl die Siedlung vom Reißbrett aus geplant ist und aufgrund des intelligenten Designs neue Maßstäbe in Sachen Innovation und Nachhaltigkeit setzt, gibt es auch kritische Stimmen. Bei der Umsetzung der Stadt der Zukunft gibt es keine Kompromisse. Wer mit diesen Vorstellungen nicht einverstanden ist, riskiert im besten Fall seinen Job und im schlimmsten Fall sein Leben.
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