MrBeast: Der verrückte Philanthrop
MrBeast aka Jimmy Donaldson ist der größte YouTuber. Er setzt seine Reichweite für verrückte, aber auch philanthropische Aktionen ein. Jetzt hat er mit großen Skandalen zu kämpfen.
Herkunft und Ursprünge
Jimmy Donaldson wurde am 7. Mai 1998 in Wichita im US-Bundesstaat Kansas geboren. Seine Mutter war alleinerziehend und arbeitete beim Militär. Über seinen Vater ist wenig bekannt. Laut Medienberichten soll er gewalttätig gewesen sein und die Familie verlassen haben, als Donaldson noch ein Kind war. Im Laufe seiner Kindheit ist er oftmals umgezogen. Er bezeichnet sich als introvertierten Menschen und leidet an Morbus Crohn, einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung. Bereits sehr früh interessierte er sich für YouTube und entwickelte eine regelrechte Obsession mit der Plattform. Mit 13 Jahren hat er unter dem damaligen Namen MrBeast6000 sein erstes Video hochgeladen. Seine ersten Videos beschäftigten sich mit Let’s Plays, also der Aufnahme und Kommentierung von Videospielen. Er spielte vor allem Minecraft und Call of Duty. Zudem schätzte er wie viel andere YouTuber mit ihren Videos durch Werbeeinnahmen verdienten. Mit 18 Jahren hatte er rund 30.000 Abonnenten auf der Plattform. Donaldson wollte eine Karriere als YouTuber anstreben. Seine Mutter war mit dieser Entscheidung nicht einverstanden und stellte ihn vor die Wahl: Entweder er besuchte eine Universität oder er musste Ausziehen. Donaldson brach das Studium ab und zog in ein Appartement, um sich noch mehr auf seine Karriere zu konzentrieren. Er strich das 6000 und nannte sich fortan nur MrBeast. In seinem Team waren auch seine Freunde vor der Kamera dabei: Kris Tyson, Karl Jacobs, Nolan Hansen und Chandler Hallow.
Erste Erfolge
In dieser Zeit begann sein Erfolg auf YouTube. Er änderte das Format seiner Videos und machte es sich zum Ziel, so random (deutsch: wahllos) zu sein, dass man nicht anders könne als seine Videos zu sehen. Seine Nische bestand also darin, keine Nische zu haben. Fortan beschäftigte er sich mit viralem Marketing und ungewöhnlichen Stunts. Die Herausforderung: Er hatte überhaupt kein Budget und musste sich daher etwas einfallen lassen. So sah er sprichwörtlich Farbe beim Trocknen zu oder las das gesamte Wörterbuch vor. Die erste richtig große Aktion war verrückt wie genial: Er filmte sich dabei wie er in über 40 Stunden bis 100.000 zählte. Das originale Video auf YouTube ist aufgrund der Dateigröße nur knapp 24 Stunden lang. Bis dahin hatte niemand so eine Idee gehabt. Viele Leute äußerten sich abfällig und meinten man könne doch mit seiner Zeit etwas Sinnvolleres anfangen. Doch Donaldson hatte es geschafft: Es wurde über ihn gesprochen.
Aufstieg und soziales Engagement
Der YouTube Kanal von MrBeast bekam Millionen Aufrufe und die Abonnenten Zahlen schnellten in die Höhe. Bei der ersten großen Kooperation mit einem Unternehmen überredete er den Marketing Manager, ihm 10.000 Dollar zu geben, um den Namen seiner Firma in einem Video zu erwähnen. Viele andere hätten das Geld gespart, angelegt oder sich einen schönen Urlaub gemacht. Nicht so MrBeast: Er ließ sich filmen, wie er die 10.000 Dollar in bar einem Obdachlosen übergab. Dieser dachte verständlicherweise zuerst an einen Scherz. Als er merkte, dass es ernst gemeint war, brach er in Tränen aus. Das Video ging wieder viral. Eine sehr gute Tat mit einem enormen Impact. Nicht nur sozial, sondern auch für seine Reichweite. Das Konzept von MrBeast ist einfach wie effizient: Geld mit beiden Händen ausgeben um zu wachsen. Immer mehr Menschen wurden auf den jungen Mann aufmerksam. Es folgten Aktionen, in denen er zum Beispiel einer Kellnerin eben mal 30.000 Dollar Trinkgeld gab oder einem Pizzalieferanten ein Haus schenkte. Die Währung ist für MrBeast nicht nur das Geld, sondern vor allem die Aufmerksamkeit der Menschen. Dabei kommt ihm die Plattform YouTube zu Gute: Sie bezahlt den Videoproduzenten auch anteilig an den vor den Videos eingespielten Werbespots. Es bleiben 45% bei YouTube, 55% werden an den Kanal bezahlt. Das bedeutet neben den Kooperationen mit Firmen eine weitere Einkommensquelle. Je mehr Aufrufe seine Video haben, desto mehr Geld gibt es.
Team Trees
Zur Feier von 20 Millionen Abonnenten entschloss sich MrBeast, 20 Millionen Bäume zu pflanzen. Er merkte schnell, dass das gar nicht so einfach war. Also schloss er sich mit dem YouTuber und ehemaligen NASA Mitarbeiter Mark Rober zusammen. Sie starteten die Aktion Team Trees. Für die Spende von einem Dollar wird ein Baum gepflanzt. Die Aktion wurden neben diesen beiden auch von vielen anderen YouTubern getragen, die ihre Follower zum Spenden aufriefen. Auch hier spielt geniales Marketing eine Rolle: Auf der Website sieht man, wer zuletzt und wer die meisten Bäume gespendet hat. Viele reiche Menschen fühlten sich herausgefordert: Elon Musk spendete 1 Million Euro. Tobi Lütke, Gründer der bekannten Online-Shop Software Shopify, übernahm mit 1 Million und einem Dollar die Spitze. Doch der Großteil wurde von kleinen Spenden unter 100 Dollar getragen. Bereits etwas mehr als 6 Monate nach Start wurde das Spendenziel erreicht.
Team Seas
Später wurde eine ähnliche Kampagne unter dem Titel Team Seas gestartet. Hier bestand das Ziel darin, 30 Millionen Dollar für die Entfernung von 30 Millionen Pfund Plastik aus den Ozeanen zu sammeln. Ein Pfund entspricht etwa 0.45 Kilogramm. Das Projekt wurde ebenfalls erfolgreich umgesetzt.
Beast Philanthropy
Mit Beast Philanthropy betreibt Jimmy Donaldson einen eigenen YouTube Kanal, der sich ausschließlich nachhaltigen und sozialen Themen widmet. Das Besondere dabei: Alle Einnahmen durch Werbung gehen dabei an den guten Zweck. Die Projekte konzentrieren sich vor allem auf Entwicklungsarbeit in Mittel- und Südamerika sowie Afrika. Zudem werden auch Aktionen in den USA oder Asien umgesetzt. Mit Beast Pantry bietet der YouTuber darüber hinaus Lebensmittelspenden an bedürftige Personen.
Ausbau und Dominanz
Die Produktionen von Donaldson wurden immer aufwändiger. Er ließ sich ganze Sets bauen und legte den Fokus auf immer verrücktere Challenges. Je spektakulärer, desto besser. Häufig geht es dabei um hohe Geldpreise. Im Durchschnitt gibt er zwischen 1 und 3 Millionen Dollar pro Video aus. Das bisher teuerste Video war eine Nachstellung der bekannten Netflix Serie Squid Game, die sogar 4.2 Millionen Dollar kostete. Klingt verrückt, ist es auch. Doch MrBeast weiß eines: Wenn er alles in seine Videos investiert, kann er nicht überholt werden. Sein Team besteht mittlerweile aus über 200 Mitarbeitenden und einem riesigen Studio. Zudem diversifizierte er in verschiedene Kanäle, wie MrBeast 2, MrBeast Gaming und MrBeast Reacts. Seine Videos werden auch in andere Sprachen wie Spanisch oder Französisch übersetzt, um mehr Menschen zu erreichen.
Aktuell hat MrBeast auf seinem Hauptkanal über 300 Millionen Abonnenten, über alle Kanäle hinweg sind es über 420 Millionen. Laut einer Prognose könnte er bis zum Jahr 2029 die Marke von 1 Milliarde knacken. Laut Forbes könnte er der erste YouTube Milliardär werden. Alleine sein mit Amazon geschlossener Deal für eine Serie soll 100 Millionen Dollar schwer sein. In Interviews spielte Donaldson mit dem Gedanken, später als Präsident der USA kandidieren zu wollen. Auf den ersten Blick erscheint das absurd, doch der Einfluss mit so viel Reichweite sollte niemals unterschätzt werden. In der Öffentlichkeit kann er sich schon lange nicht mehr frei bewegen, zu schnell wird er von Fans belagert.
Weitere Aktivitäten
Die Tätigkeit von MrBeast beschränkt sich nicht nur auf das Produzieren von Videos. Eine interaktive Idee war das Spiel Finger on the App in Kooperation mit dem Kunstkollektiv MSCHF. Das Ziel des Spiels bestand darin, den Finger möglichst lange auf dem Bildschirm des Handys zu halten. Dabei haben über 1 Million Teilnehmende weltweit mitgemacht. Am Ende gewannen vier Personen 20.000 Dollar, nachdem sie die Finger über 70 Stunden am Smartphone gehalten hatten.
MrBeast Burger
Er gründete im Zuge des Corona Lockdowns die Burger Kette MrBeast Burger in Kooperation mit Virtual Dining Concepts. Dabei handelt es sich um ein virtuelles Lieferkonzept, bei dem sich Restaurants anmelden und nach definierten Vorgaben und unter dem Namen von MrBeast Burger produzieren. Das bedeutet mehr Umsatz durch den bekannten Namen. Aktuell befindet das Projekt aufgrund eines Rechtsstreits in der Schwebe: Viele Kunden waren mit der Qualität der Burger unzufrieden.
Feastables
Besser läuft es da schon bei Feastables, seiner Schokoladenmarke. Der Riegel wird in immer mehr Ländern ausgerollt und soll durch ein besseres Geschmackserlebnis den alt eingesessenen Schokoladenmarken den Kampf ansagen. Laut Donaldson besteht das größte Problem darin, dass die Lieferung nicht schnell genug erfolgt. Bereits im zweiten Jahr habe das Unternehmen mehrere hundert Millionen Dollar Umsatz gemacht.
Die großen Skandale
Man könnte meinen, dass alles was MrBeast anfasst zu Gold wird. Doch ein Blick hinter die Kulissen zeigt auch dunkle Seiten. Ehemalige Mitarbeitende sprechen von hohem Druck und einem perfektionistischen Donaldson. Zudem sei es zu Mobbing gekommen. Einige Aussagen Donaldsons in frühen Videos wurden als homophob eingestuft. Er rechtfertigte sich damit, sich einer Jugendsprache bedient zu haben, um cool zu sein. Aktuell braut sich um den Internet Star ein sehr großer Shitstorm zusammen. Sein Schulfreund Kris Tyson, der in vielen Videos vorkommt und sich nach dem Outing als Transgender Ava Kris Tyson nennt, soll sexuell anzügliche Nachrichten an Minderjährige Kinder verschickt haben. Die Vorwürfe liegen ein paar Jahre zurück und sollen unter anderem einen damals erst 13-Jährigen Jungen betreffen. Tyson war zum Zeitpunkt 20 Jahre alt. Dabei soll es sich um Grooming gehandelt haben, also dem gezielten Ausnützen des Vertrauens einer Person mit der Absicht des Missbrauchs. Zudem habe Tyson Kontakt zu Loli Artist Shadman gehabt. Loli Art sind sexuelle Zeichnungen von Kindern. Ein entsprechendes Poster sei sogar in einem früheren Video von MrBeast zu sehen gewesen. MrBeast hat sich in einem Posting auf X zu den Vorwürfen geäußert. Er habe sich von seinem Freund getrennt und ihn aus der Firma und von allen Kanälen entfernt. Als wäre das nicht schon schlimm genug, gibt es Gerüchte von ehemaligen Mitarbeitenden, wonach das nur die Spitze des Eisbergs gewesen sei. MrBeast habe von den Vorwürfen gewusst.
Da erscheint es fast schon wie eine Kleinigkeit, dass die Challenges in den Videos trotz der gegenteiligen Behauptungen künstlich gestellt und manipuliert gewesen seien und dass sich einige Marketing Methoden nahe am illegalen Glücksspiel oder irreführender Werbung bewegen sollen. Diese Vorwürfe gewinnen vor allem an Brisanz, da es sich bei vielen seiner Abonnenten um Kinder oder Jugendliche handelt. Sie laufen Gefahr, sich leichter beeinflussen zu lassen. Ein weiterer Kritikpunkt ist der sogenannte Poverty Porn, also das gezielte Erregen von Mitgefühl und Reichweite durch die Darstellung von bedürftigen Personen. Das nachfolgende englischsprachige Video bietet einen sehr detaillierten Einblick.
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Abschließende Gedanken
MrBeast aka Jimmy Donaldson hat zweifelsfrei den Amerikanischen Traum gelebt. In nur wenigen Jahren schaffte er es aus einfachen Verhältnissen zu einem der einflussreichsten Menschen auf der Welt. Im Zuge dessen hat er viele gute Sachen gemacht. Im Angesicht der aktuellen Entwicklungen wird sich zeigen, was noch zu Tage tritt und ob sein Imperium das aushält. Eines ist klar: Große Reichweite erfordert auch große Verantwortung.
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