Andreas Onea im Interview
Andreas Onea hat ein echtes Kämpferherz. Im Interview spricht der österreichische Paralympics Schwimmer mit rumänischen Wurzeln über sein Leben mit der körperlichen Beeinträchtigung.
Wurdest du mit deiner körperlichen Beeinträchtigung geboren?
Nein, dazu kam es bei einem Autounfall. Am 03. Mai 1998 war ich mit meiner Familie auf dem Weg von Rumänien nach Österreich. Auf der nassen Fahrbahn hat mein Vater die Kontrolle über den Wagen verloren und er hat sich überschlagen. Durch den Unfall wurde mir der linke Arm abgerissen und ich bin im Straßengraben gelandet. Dass ich trotz des Blutverlustes und einer möglichen Wundinfektion überlebt habe, ist für mich ein großes Wunder.
Wie war für dich die Zeit nach dem Unfall?
Als Kind habe ich die Situation so hingenommen und nicht viel darüber nachgedacht. Ich wollte möglichst schnell wieder herumlaufen und spielen. Insofern sehe ich es als gewissen Vorteil, dass mir der Unfall im Kindesalter widerfahren ist. Ich bin der Meinung, dass nichts im Leben zufällig passiert und es zu meinem Lebensweg dazu gehört.
Du bist Christ. Hat dir der Glaube geholfen?
Ich bin in einem gläubigen Haushalt aufgewachsen. Dieser Glaube und der damit verbundene Optimismus haben mich geprägt. Ich wurde aber nie zu etwas gedrängt sondern hatte immer die Wahlfreiheit. Als Teenager habe ich mich schließlich bewusst für den Glauben entschieden. Der Unfall und meine Behinderung haben dabei sicherlich auch eine Rolle gespielt.
Hast du Ausgrenzung aufgrund deiner Beeinträchtigung erlebt?
In der Schule gab es immer wieder Kollegen, die sich über mich lustig gemacht haben. Ich habe es aber nicht an mich heran gelassen. Durch den sportlichen Erfolg sind auch die Hänseleien weniger geworden und der Anerkennung gewichen. Doch eigentlich sollte es keiner Erfolge bedürfen, um respektvoll behandelt zu werden.
Wie bist du zum Schwimmsport gekommen?
Nach meinem Unfall habe ich diverse Therapien gemacht. Das geniale beim Schwimmen ist, dass das Wasser den Körper trägt und man sich auch mit einer eingeschränkten Mobilität fortbewegen kann. Irgendwann habe ich dann bei einem kleineren Wettkampf mitgemacht und von da an hat es sich Schritt für Schritt weiterentwickelt. Den Entschluss zum Profisport habe ich dann mit 18 Jahren gefasst.
Du bist aber auch neben dem Sport sehr aktiv, richtig?
Ja genau! Im Jahr 2012 hat mich der ORF für ein weltweit einzigartiges Behindertensportmagazin angefragt. Obwohl ich zu Beginn gezögert habe, war ich mir des möglichen Impacts bewusst und bin seither dabei. Dieses Format bietet eine ideale Plattform, um das Thema Behinderung in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Ich bin auch als Moderator bei Veranstaltungen tätig und halte Vorträge. Es ist mir wichtig, den Menschen einen Denkanstoß zu geben um die negativen Erlebnisse aus einer anderen Perspektive zu sehen. Denn schließlich war der Unfall die Voraussetzung für meine sportliche und berufliche Laufbahn. Zudem konnte ich mein MBA-Studium an der FH Burgenland abschließen.
Auf welche Erfolge bist du besonders stolz?
Ganz besonders stolz bin ich darauf, dass ich trotz vieler guter Gründe nicht aufgegeben habe. In sportlicher Hinsicht war sicher die Bronze-Medaille bei den Paralympics in Rio de Janeiro ein Highlight. Zudem konnte ich 2012 das B-Finale über 200m Brust bei den Staatsmeisterschaften der Herren ohne Behinderung gewinnen. Dass ich da mithalten konnte, war für mich eine große Bestätigung.
Wo siehst du deinen sozialen Impact?
Ich bin im Vorstand bei Licht für die Welt und engagiere mich auch beim Verein Spielerpass, der den Sport von Menschen mit Behinderung fördert. Generell ist mir die nachhaltige gesellschaftliche Inklusion von Menschen mit Behinderung wichtig. In Rumänien hätte ich durch meine Behinderung keine Chance auf Bildung oder eine berufliche Laufbahn gehabt. In Österreich war mir beides möglich. Dafür bin ich dankbar und möchte etwas zurück geben.
Welche Projekte möchtest du unserer Community ans Herz legen?
Im sportlichen Bereich möchte ich den Behindertensportverband und das Paralympische Committee nennen. Es gibt aber auch viele lokale Vereine und Initiativen, welche die Inklusion fördern – sei es auf sozialer Ebene oder auch im Arbeitsmarkt.
Was sind deine weiteren Ziele?
Ich möchte bei den Paralympics wieder auf dem Podium stehen. Daneben möchte ich die Vorträge und Veranstaltungen nutzen, um nicht nur als Held im Sport gesehen zu werden, sondern auch abseits davon einen Beitrag zu leisten und als Vorbild wahrgenommen zu werden.
Weitere Infos über Andreas Onea findest du auf seiner Website. Vielen Dank für das inspirierende Interview! Hat dir unser Interview mit Andreas Onea gefallen? Dann melde dich für unseren Newsletter an, um nichts zu verpassen!
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