Bertha von Suttner: Die Pazifistin

Bertha von Suttner war eine bekannte österreichische Pazifistin und Schriftstellerin. Wir werfen einen Blick auf ihr bewegtes Leben.
Leben und Herkunft
Bertha von Suttner wurde am 9. Juni 1843 in Prag geboren. Sie stammte als Gräfin Kinsky von Wchinitz und Tettau aus einer böhmischen Adelsfamilie. Ihr Vater war General und starb bereits vor ihrer Geburt. Daher wuchs sie bei ihrer Mutter Sophie Wilhelmine in einem aristokratischen Umfeld auf. Sie lernte verschiedene Sprachen, beschäftigte sich mit Musik und reiste.
Das Vermögen des Vaters war aufgrund der Spielsucht der Mutter aufgebraucht. Daher nahm Bertha von Suttner 1873 eine Stelle als Hauslehrerin beim Industriellen Karl Freiherr von Suttner in Wien an und erteilte den Töchtern Unterricht in Sprache und Musik. Sie verliebte sich in dieser Zeit in den sieben Jahre jüngeren Sohn der Familie, Arthur Gundaccar von Suttner. Im Jahr 1876 reiste sie nach Paris und war kurze Zeit die Sekretärin von Alfred Nobel, dem Erfinder des Dynamits und späterem Stifter des Nobelpreises. Bertha von Suttner kehrte nach Wien zurück und heiratete am 12. Juni 1876 Arthur Gundaccar gegen den Willen seiner Eltern, die ihn daraufhin enterbten.
Die beiden lebten von 1876 bis 1885 nach Georgien zur Fürstin Ekaterine Dadiani. Dort lebten sie unter schwierigen finanziellen Verhältnissen von Gelegenheitsarbeiten. Seit Beginn des Russisch-Türkischen Krieges im Jahr 1877 begannen Arthur und Bertha ihre schriftstellerische Tätigkeit. Während Arthur Kriegsberichte und Reisegeschichten schrieb, waren es bei Bertha von Suttner unter dem Pseudonym Oulot Kurzgeschichten und Essays. Im Jahr 1855 kehrte das Paar zurück nach Österreich und bezog das Schloss der Familie.
Journalistischer Durchbruch
Nach ihrer Rückkehr blieb Bertha von Suttner journalistisch aktiv, wobei sie ihren Fokus auf eine friedliche Gesellschaft und den Pazifismus legte. Im Jahr 1889 veröffentlichte sie den Roman Die Waffen nieder!, der sie schlagartig berühmt und zu einer der wichtigsten Personen der Friedensbewegung machte. Im Roman beschreibt sie den Krieg aus Sicht einer Ehefrau und traf damit den Nerv der Zeit. Es wurde ihr wichtigstes Werk und in 15 Sprachen übersetzt.
Engagement in Friedensbewegungen
In weiterer Folge engagierte sich Bertha von Suttner in Friedensbewegungen und forderte im Jahr 1891 die Gründung der Österreichischen Gesellschaft der Friedensfreunde. Dieser Vorschlag wurde umgesetzt und sie wurde zur Präsidentin der Gesellschaft ernannt, die sie bis zu ihrem Tod blieb. Im Jahr 1892 gründete sie mit Alfred Hermann Fried die Deutsche Friedensgesellschaft, die schnell mehr als 2.000 Mitglieder gewann. Bertha von Suttner nahm an vielen internationalen Friedenskongressen teil, darunter 1892 in Bern, 1894 in Antwerpen und 1897 in Hamburg. Am 3. Juni 1897 gab sie Kaiser Franz Joseph I. eine Unterschriftenliste mit dem Plädoyer für ein internationales Schiedsgericht. Im Jahr 1898 engagierte sie sich gegen Tierversuche.
Aufgrund der Krankheit ihres Mannes reiste Bertha von Suttner 1902 allein zum Friedenskongress nach Monaco, fuhr dann jedoch mit ihm zur Erholung nach Böhmen. Am 10. Dezember 1902 starb Arthur. In Folge musste der Gutshof des Ehepaares wegen Überschuldung versteigert werden. Bertha von Suttner zog im Anschluss nach Wien. Sie nahm im Jahr 1904 an der Internationalen Frauenkonferenz des Internationalen Frauenrates in Berlin teil. Die Konferenz endete mit einer Friedensdemonstration in der Philharmonie, wo Bertha von Suttner einen Vortrag hielt. Danach reiste sie in die USA. Anlass war der Weltfriedenskongress in Boston. Sie besuchte viele Städte und hielt täglich bis zu drei Vorträge. Ihr Ruf war ihr vorausgeeilt, und sie wurde in Washington DC zu einem Gespräch mit Präsident Theodore Roosevelt ins Weiße Haus geladen.
Erhalt des Friedensnobelpreises
Am 10. Dezember 1905 erhielt Bertha von Suttner in Oslo als erste Frau den Friedensnobelpreis. Überhaupt erhielt zuvor erst eine Frau den seit 1901 vergebenen Nobelpreis, es war im Jahr 1903 Marie Curie in Physik. Sie hatte Nobel zur Vergabe eines Preises in der Kategorie Frieden angeregt. In ihrer Festrede legte sie drei Punkte vor, die Gewalt zwischen Staaten beenden sollte:
- Schiedsgerichtsverträge, um Konflikte zwischen Staaten mit friedlichen Mitteln beizulegen
 - Eine Friedensunion aller Staaten, die jeden Angriff eines Staates mit gemeinschaftlicher Kraft zurückweisen
 - Eine Internationale Institution, die als ein Gerichtshof im Namen der Völker das Recht vertrete
 
Spätere Jahre
Ihre Rolle als Vorreiterin im Pazifismus wird bereits Anfang des 20. Jahrhunderts deutlich. Sie machte mit einer sehr weitsichtigen und richtigen Analyse auf die Gefahr von zukünftigen Kriegen aufmerksam.
Wir sind im Besitze von so gewaltigen Vernichtungskräften, dass jeder von zwei Gegnern geführte Kampf nur Doppelselbstmord wäre. Wenn man mit einem Druck auf einen Knopf, auf jede beliebige Distanz hin, jede beliebige Menschen- oder Häusermasse pulverisieren kann, so weiß ich nicht, nach welchen taktischen und strategischen Regeln man mit solchen Mitteln noch ein Völkerduell austragen könnte. – Bertha von Suttner: Der Frieden in 100 Jahren (1908)
Eine Aussage, die seit den Atomwaffen im Zweiten Weltkrieg und leider auch heute relevanter denn je ist. Wenige Wochen vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs starb Bertha von Suttner am 21. Juni 1914 in Wien an Krebs.
Auszeichnungen
Bertha von Suttner wurde vielfach ausgezeichnet. Einige Straßen und Plätze im deutschsprachigen Raum wurden nach ihr benannt. Zudem existieren mehrere Denkmäler. Ihr Portrait war auf der österreichischen 1.000 Schilling Banknote von 1970 sichtbar und ist heute auf der österreichischen 2€-Münze zu sehen. Seit 2018 gibt es in St. Pöten eine nach ihr benannte Universität, die ihren Namen trägt. Aktuell (Stand 2025) ist es die einzige Universität im deutschsprachigen Raum, die eine Frau als Namenspatronin hat.
Bertha von Suttner war zweifellos eine besondere Frau. Ihre Gedanken waren zur damaligen Zeit visionär und sie hatte wichtigen Einfluss auf heute selbstverständliche Friedensmechanismen. Wir hoffen, dir hat unser Rückblick auf ihr besonderes Leben gefallen. Wenn du in Zukunft Beiträge erhalten möchtest, legen wir dir unseren Newsletter ans Herz.



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