Pecherei: Das vergessene Handwerk
Die Pecherei ist die Gewinnung von Harz aus Bäumen. Ein traditionelles Handwerk, das heute leider in Vergessenheit geraten ist.
Geschichte
Der Begriff Pecherei ist vor allem in Österreich bekannt. Bereits im 17. Jahrhundert wurden im Wienerwald Schwarzkiefern genutzt, um das Baumharz zu gewinnen. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war die Blütezeit dieses Handwerks. Für bäuerliche Familien war das Pech eine wichtige Einnahmequelle. In den 1960er Jahren kam die Pecherei langsam zum Erliegen. Die Gründe liegen vor allem in zwei Aspekten: Zum einen die billigen Importe aus dem Ausland und zum anderen die Fortschritte in der Chemie, die das Harz als Rohstoff in vielen Bereichen überflüssig machten. Im Jahr 2011 wurde die Pecherei in Niederösterreich von der UNESCO als immaterielles Kulturerbe aufgenommen.
Verarbeitung
Die Schwarzkiefer ist ein Baum der besonders viel Harz abgibt. Es ist zunächst hellgelb, sehr klebrig und hat durch die ätherischen Öle einen charakteristischen Geruch. Der Harzfluss unterscheidet sich je nach der Jahreszeit. Pro Baum können rund 4 Kilogramm Pech gewonnen werden. Damit ein Pecher seine Familie versorgen konnte, musste er etwa 2.500 bis 3.000 Bäume harzen. Der Arbeitsalltag war hart und dauerte oftmals 12 Stunden. Durch die Verarbeitung werden Terpentinöl und Kolophonium gewonnen. Diese Stoffe haben vielfältige Einsatzgebiete in der Industrie, von Papier über Lacke bis hin zu Seifen und Cremen. Aber auch innovative Start-Ups machen sich den Rohstoff zu nutze. Während die meisten Kaugummis auf Erdöl Basis hergestellt werden, setzt Alpengummi auf die natürliche und ursprüngliche Variante aus Harz.
Auswirkungen auf den Baum
In der modernen Form wird nur ein Drittel des Stammes genutzt, wodurch die Lebensfähigkeit nicht beeinträchtigt wird. Der Baum ist durch die Freilegung zwar anfälliger für Schädlinge, allerdings wirkt das Harz auch als Schutzschicht. Daher ist es möglich, den Baum Jahrzehnte lang zu nutzen. Üblicherweise verwendet man erst die gegenüber liegende Seite und arbeitet sich dann den Stamm nach oben. Die Versorgung des Baumes mit Wasser ist durch die bestehenden Streifen mit Rinde gewährleistet. Allerdings nimmt die Qualität des Holzes für die weitere Verarbeitung ab und wird daher meist als Brennholz genutzt.
Hat dir unser Beitrag gefallen? Dann melde dich für unseren Newsletter an, um nichts zu verpassen!
Keine Kommentare