Proteste im Iran
In letzter Zeit wurde in den Medien immer öfter über die Proteste im Iran berichtet. Wir informieren über die schockierenden Hintergründe.
Die Hintergründe
Um die aktuelle Situation über die zunehmenden Proteste im Iran zu verstehen, muss man einen Blick in die Vergangenheit werfen. Die Geschichte des modernen Iran beginnt mit der Regentschaft von Reza Schah Pahlavi in den Jahren 1925-1941. Dem ehemaligen Soldaten werden eine charismatische und zugleich respekteinflößende Ausstrahlung nachgesagt. Der Schah führte das Land als wohlwollender Autokrat. Dabei legte er größten Wert auf Ehrlichkeit und Korrektheit. Im Anschluss führte sein Sohn Mohammad Reza Pahlavi das Land und modernisierte es weiter. Er war ein Anhänger der Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen. Darüber hinaus setzte er sich für ein starkes Bildungsprogramm ein. Doch leider übersah Mohammad Reza Pahlavi eine wichtige Tatsache: Man kann eine Gesellschaft nur verändern, wenn sie bereit dazu ist. Das war die Bevölkerung des Iran nicht. Es gab immer noch zahlreiche religiös-fundamentalistische Strömungen.
Impressionen des Iran in den 1970er Jahren unter Mohammad Reza Pahlavi
Quelle: Rare Historical Photos
Der Umbruch
Sein größter Widersacher, Ruhollah Chomeini, sah in den Bemühungen von Mohammad Reza Pahlavi einen Angriff auf den Islam. Nach einigen öffentlichen Reden und der Mobilisierung von vielen Iranern wurde er verhaftet und ging ins Exil. Doch der Riss in der Gesellschaft war deutlich spürbar. In den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Tumulten und Demonstrationen.
Im Jahr 1978 folgte schließlich der Brandanschlag auf das Cinema Rex. In der iranischen Stadt Abadan kam 422 Personen auf grausamste Weise zu Tode. Die Oppositionsbewegung behauptete, dass der Anschlag vom iranischen Geheimdienst SAVAK im Auftrag von Mohammad Reza Pahlavi begangen worden sei. In Wirklichkeit steckte jedoch die geistliche Bewegung unter der Führung Ruhollah Chomeinis dahinter. Sie töteten bewusst Menschen, um die Tumulte im Land weiter zu befeuern. Die Islamische Revolution war voll im Gange. Am 16. Januar 1979 kam es schließlich zum endgültigen Sturz der Monarchie unter Mohammad Reza Pahlavi. Er wurde gezwungen das Land zu verlassen. Seine Abschiedsworte waren:
Ich musste in Bezug auf die Unruhen, die es in unserem Land gibt, viel Geduld aufbringen. Jetzt bin ich müde und benötige dringend Ruhe und Erholung …
Mohammad Reza Pahlavi
Weitere Entwicklungen
Doch die Situation im Iran blieb weiterhin chaotisch. Am 30. und 31. März 1979 führte das geistliche Regime ein Referendum zur Islamischen Republik durch. Dabei wurde es mit fast 100% gewählt. Der deutsche Botschaftsrat Gert Strenziok in einer Stellungnahme: Am 1.4. mittags, einen Tag nach dem Referendum und noch bevor die Stimmen vollzählig ausgezählt waren, hat Khomeini von seiner Residenz in Qom aus die Islamische Republik ausgerufen. Das Innenministerium gibt heute als vorläufiges Wahlergebnis bekannt: Wahlberechtigte 18 Millionen, Wahlbeteiligung 98 Prozent, davon Ja-Stimmen 97 Prozent. Alle drei Zahlen sind mit Sicherheit falsch.
Am 4. November 1979 kam es zur Geiselnahme von Teheran. Iranische Studenten besetzten die US-Botschaft in Teheran, um gegen die Aufnahme des Schahs in den USA zu protestieren. Daraufhin wurden von den Amerikanern Sanktionen verhängt. Die Geiselnahme endete erst nach 444 Tagen am 20. Januar 1981. Im Gegenzug wurde dem Iran Gelder freigegeben. Die Reaktion von Chomeini: Jetzt brauchen wir sie nicht mehr. Mit der Übernahme des Mullah Regimes war es noch nicht getan. Statt der versprochenen Freiheit folgten große Verhaftungswellen, die oftmals mit Exekutionen endeten. Besonders gefürchtet war der als Blutrichter oder Henker von Teheran bekannte Sadegh Chalchali. Von ihm ist das Zitat überliefert: Der islamische Richter muss nur die islamischen Gesetze des Koran kennen und kann in jedem beliebigen Fall Recht sprechen. Er kann so an einem einzigen Tag in zwanzig verschiedenen Verfahren urteilen und sie erledigen, während die westliche Justiz mehrere Jahre benötigt, um sie zu beginnen. Man kann sich ausmalen, von welcher Inkompetenz und Willkür die Urteile geprägt waren. Das Mullah Regime hatte sich nun endgültig die Macht gesichert. An Fortschritt und Frauenrechte ist seitdem nicht mehr zu denken.
Die Ursachen
Die Hintergründe für den Umsturz sind sehr vielschichtig. Zum einen hat Mohammad Reza Pahlavi seinen Einfluss auf die Bevölkerung überschätzt. Ein anderer wichtiger Aspekt sind die großen Ölvorkommen, über die der Iran verfügt. Der Schah wollte die Kontrolle über die Bodenschätze des eigenen Landes behalten, was andere Länder jedoch kritisch sahen. Unter vorgehaltener Hand ist es unter den Iranern ein offenes Geheimnis, dass das Mullah Regime maßgeblich vom Westen unterstützt wurde.
Zusammenfassung
Um es milde auszudrücken: Ruhollah Chomeini und seine Schergen sind vielleicht geistliche, aber sicher keine Heiligen. Man könnte denken, Fundamentalisten würden nun mal eine extreme Anschauung vertreten und danach leben. Die Doppelmoral wird jedoch besonders deutlich, wenn man bedenkt dass viele Nachfahren der Mullahs einen westlichen Lebensstil pflegen und an Eliteschulen studieren, während ihre Väter und Großväter das Land schonungslos ausnehmen. Vom Milliardär Ali Akbar Hāschemi Rafsandschāni ist bekannt, dass er nahezu ein Monopol auf Pistazien hatte.
Die Proteste im Iran rund um den Tod von Mahsa Amini und die strenge Sittenpolizei sind nur die Spitze des Eisbergs. Unter der Oberfläche brodelt es schon seit Jahrzehnten, in denen das Land wirtschaftlich und gesellschaftlich gegen die Wand gefahren wurde. Auch wenn es zynisch klingen mag: Vielleicht hat es die bittere Medizin des geistlichen Mullah Regimes geschafft, die iranische Bevölkerung stärker aufzuklären, als es der Schah jemals vermocht hätte.
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