Überfischung: Lust auf Meer
Überfischung ist ein ernstes Problem für die Umwelt. Die Nachfrage nach Fisch wächst mittlerweile schneller als die Weltbevölkerung.
Fischbegierig
Der Fish Dependency Day beschreibt den Jahrestag, an dem sich ein Land nicht mehr selbst mit Fisch versorgen kann. Der Fischkonsum der ÖsterreicherInnen ist mit 13kg pro Jahr und Kopf zwar mäßig, dennoch ist unser Fischbedarf nur bis circa 17. Jänner des Jahres gedeckt. 95 Prozent müssen importiert werden. Portugal liegt an der Spitze mit einer jährlichen Konsumation von 56,8 Kilogramm pro Kopf und kann sich trotz endloser Küste nur bis zum 20. April selbst mit Fisch versorgen. Einige Länder wie Kroatien, die Niederlande oder Irland sind im Gegensatz dazu autark und produzieren genug, um die BewohnerInnen zu versorgen.
Raubfisch Mensch
Die größten Feinde von Fischen sind heute also nicht mehr Seerobben und andere Fressfeinde, sondern wir Menschen. Von den insgesamt konsumierten 171 Millionen Tonnen Fisch kommen 90,9 Millionen Tonnen aus dem Meer und 11,6 Millionen aus Binnengewässern. Schätzungen zufolge werden 12-28% des weltweiten Fischfangs illegal betrieben.
Ohne Rücksicht auf Verluste
Fische werden vor allem von der kommerziellen und unselektiven Fischerei bedroht. Große Schiffe fangen mit riesigen Netzen so viel wie möglich. Das führt dazu, dass viele Fischarten mittlerweile häufiger am Teller als im Meer zu finden sind.
Es gibt zahlreiche Definitionen von Überfischung. Fakt ist, dass mehr Fische gefangen werden als Bestand nachkommt. Dadurch gibt es nicht mehr genügend Weibchen, die sich um die Brut kümmern können und immer mehr Fischbestände sind vor dem Aussterben bedroht. Zwischen 1970 und 2010 ging die Fischpopulation weltweit um 50 Prozent zurück. Global sind 31 Prozent der Fischbestände überfischt und 58 Prozent der Bestände bis an die Grenze überfischt. Der Mittelmeerraum steht mit einer Überfischung von 80 Prozent an der Spitze.
Neben der Überfischung ist der Beifang ein großes Problem. Oft werden neben der Zielart auch Seevögel, Jungfische und andere Meereslebewesen getötet oder verletzt wieder zurück ins Meer geworfen.
Bei der Plattfischindustrie werden über 50 Prozent wieder über Bord geworfen, beim Fang von 1 Kilo Scholle oder Seezunge kommen bis zu 15 Kilo Beifang ins Netz, berichtet der WWF. Folgende Fangmethoden sind weit verbreitet und für den Tod vieler Meeresbewohner verantwortlich:
- Schleppnetze: Kegelförmige, kilometerlange Netze werden durch freies Wasser oder über den Meeresboden gezogen und zerstören so komplette Ökosysteme.
- Langleinen: Bis zu 100 Kilometer lange Angelschnüre werden mit tausenden Haken bestückt.
- Treibnetze: Dicht unter der Wasseroberfläche oder am Boden verankert bedeuten diese 30 Meter hohen Netze den Tod für viele Fische.
Schon vor dem Fang gefangen
Künstlich Fisch zu züchten ist eine Antwort auf den steigenden Konsum und deckt mittlerweile rund die Hälfte des Konsums ab. Die nicht artgerechte Haltung und Ernährung zeigt jedoch, dass es sich dabei in den meisten Fällen um keine tragbare Lösung handelt.
Die Bestände leben in Becken wo wenig bis kein natürliches Futter vorhanden ist. Deshalb müssen die Fische künstlich ernährt werden. Oft wird auf wild gefangenen Fisch zurückgegriffen, wodurch der Fischfang weiter angekurbelt wird. Auch Fischmehr bringt oftmals Probleme mit sich, da es oftmals mit Konservierungsstoffen versetzt ist. Ethoxyquin ist ein Pflanzenschutzmittel und wird verwendet, um Fischfutter haltbar zu machen. Ab 2020 will die EU das gefährliche Gift verbieten. Momentan findet man den Stoff aber noch in vielen Fischprodukten. So zeigt zum Beispiel der 2018 durchgeführte Öko-Test in Deutschland, dass 6 von 15 Zuchtlachsen mit Ethoxyquin belastet sind, darunter sogar zwei Bio-Räucherlachse. Außerdem werden die Zuchtbestände oft mit Antibiotika behandelt, um die Gesundheit der Tiere sicherzustellen. All diese Stoffe finden wir auf unseren Tellern wieder.
Nicht nur für Menschen, sondern hauptsächlich für die Tiere ist die Fischzucht gesundheitsschädlich. Auf engstem Raum müssen die Fische ihre natürlichen Instinkte unterdrücken, leiden an Verhaltensstörungen und Wachstumsproblemen, können sich nicht frei bewegen und haben keinen Rückzugsort.
Bewusster Genuss statt Verzicht
Wie viele industrielle Prozesse richtet auch das Geschäft um den Fisch Schaden an. Zum einen liegt die Lösung dieses Problems natürlich bei der Politik, zum anderen aber auch bei uns Verbrauchern. Was kann man nun machen um die Biodiversität der Fische weiterhin sicherzustellen? Ganz auf Fisch zu verzichten und auf eine vegetarische Ernährung umzusteigen ist eine Option.
Weniger radikal aber dennoch ressourcenschonender ist ein bewusster Umgang mit Fischen. Für Menschen, die nicht komplett auf Fisch verzichten möchten bietet der WWF einen Guide der zeigt, welche Fische eine gute Wahl sind und auf welche man lieber verzichten sollte.
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